Ich erinnere mich geträumt zu haben, nicht schlafen zu können, sich im Schlaf immer wieder zu erinnern, nicht schlafen zu können.
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Vor einiger Zeit hatte ich diesen Traum in dem ich zum Oktopus wurde. (Kein Hentai.)
Ich habe acht in ihrem Zweck gleiche Gliedmaßen, anstatt jeweils zwei. Das Wasser, welches mich umgibt, ist wie Luft. Es umschließt mich vollständig. Leider weiß ich nicht wohin mit mir, wohin mit meinen acht Armen, aber meine Reichweite scheint immens. Oktopusse als Spinnen des Ozeans. Um ehrlich zu sein, bin ich mir im Nachhinein nicht mehr sicher, ob ich im Traum wirklich Oktopus war. Ich weiß nicht, ob bzw. wie ich mich bewegen konnte oder bewegt habe. Vor allem hatte ich acht Arme.
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Es sind…
Ich habe 8 Finger und 2 Daumen. Diese sind gleichmäßig auf zwei Seiten verteilt.
Linker Arm – Rechter Arm. Linke Hand – Rechte Hand.
Der Unterschied im Vergleich zum Oktopus ist die Bewegungsfähigkeit der Finger und vor allem die direkte Entgegengesetzheit meiner Hände. Menschen umfassen die Welt von zwei entgegengesetzten Seiten. „Die Symmetrie ist so, dass man die linke Hand in eine vierte Dimension drehen müsste, um sie mit der rechten Hand in Übereinstimmung zu bringen.“
Wie kann es Gelingen diese Grundverfassung des Menschsein zu verändern, wodurch ließen sich die beiden Hände zur Übereinstimmung bringen? Vilém Flusser nennt diesen Versuch die Geste des Machens. „Diese Geste drückt von zwei Seiten auf einen Gegenstand, damit die beiden Hände aufeinander treffen können.“ Es braucht ein Dazwischen, welches das Treffen ermöglicht.
Unsere Hände wären für einen Marsbewohner wie fünfbeinige Spinnen. Nur ekelerregender als diese es für uns sind. Fast nie Zur-Ruhe-Kommende, Suchende, Tastende, Berührende, Trommelnde. Natürlich gibt es bei anderen Lebewesen vergleichbare Wahrnehmungsorgane, Angriffs- und Vertei-digungswaffen oder Kommunikationsmittel. Aber nichts ist so gierig hungrig, beständig unbeständig. „Wir Menschen müssen in allen übrigen Tieren Ekel erregen (außer vielleicht in Hunden).“
„Aus dem Gesichtspunkt der Ordnung, der Harmonie, der Perfektion, unter einem nichtmenschlichen Gesichtspunkt also, sind die Hände Ungeheuer, denn ihre unersättlichiche Gier, ihre aktive Neugierde ist für jede Ordnung subversiv.“ Ist das Menschwerden für den Oktopus ekelhaft?
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Papier absorbiert Druck. Stifte lösen sich in diesem auf.
Zeichnungen sind in Teilen oulipotisch, oder sollte man besser sagen oudepotisch. OuLiPo ist eine bis heute bestehende literarische Gruppierung. Im Zentrum deren Arbeitens stehen Regeln, Formzwänge und formale Restriktionen, die als Innovations- und Inspirationsgeneratoren dienen. Der oulipotische Autor ist daher jemand, der »›als Ratte selbst das Labyrinth konzipiert, aus dem herauszufinden seine Aufgabe ist‹. Ob er das schafft oder nicht, ist völlig unwesentlich.«
Wenn ich zeichne geht es oft um ein Verhältnis zwischen Konzentration und Ablenkung, dadurch auch um Routinen, bzw. das etablieren solcher, um nicht den inzwischen gängigen Ablenkungsstrukturen zu erliegen. Spontaneität scheint insofern wichtig, als dass es eine Mischung zwischen einem ständigen Hin- und Herspringen (auch von Blatt zu Blatt) und einem fast obsessiven oder überfokussiertem Arbeiten gibt. Kontrolle Ekstase, Ordnung Chaos.
Kann mehr als eine Zeichnung auf einem Blatt Papier Platz finden?
alle Zitate: Flusser, Vilém: Gesten. Versuch einer Phänomenologie. Frankfurt 1994, S. 49 – 52.